EPRC



Erst Anfang der 90er Jahre traten die Primaten Indochinas in das Interesse der Wissenschaftler. Kriege und die politische Isolation einzelner Staaten verhinderten jahrzehntelang Forschungsarbeiten. Bis vor kurzem waren einige der blätterfressenden Langurenarten nur von Museumsexemplaren bekannt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesammelt wurden.

In den letzten zehn Jahren wurden zahlreiche Bestandsuntersuchungen an den Primaten Vietnams durchgeführt. Detailliertere Kenntnisse zur Bedrohungssituation konnten gesammelt und sogar einige Arten, die bis dato als verschollen oder ausgerottet galten, wieder aufgefunden werden.

Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet das „Endangered Primate Rescue Center“ (EPRC). Durch Forschungsarbeiten und Expeditionen trägt die Primatenstation wesentlich zum vermehrten Kenntnisstand bei.

Für einige Primaten, wie z.B. den Tonkin-Goldaffen oder den Goldkopflangurn, konnte das EPRC bereits zusätzliche Habitatschutzprojekte initiieren. Weitere Schutzprojekte sind geplant und sollen, sobald die Finanzierung gesichert ist, umgesetzt werden.


Ausgewählte Affenarten Vietnams,
die durch das EPRC geschützt werden

Tonkin-Goldaffe

Der Tonkin-Goldaffe (Rhinopithecus avunculus) wurde erstmalig 1912 in Nord-Vietnam beschrieben. Da er bald darauf jedoch in „Vergessenheit“ geriet, basierten die wenigen Kenntnisse hauptsächlich auf ausgestopften Museumsexemplaren. Die ersten Hinweise auf ein Überleben dieser Art brachte eine 1992 durchgeführte Forschungsexpedition. Weitere Nachforschungen des EPRC ergaben, das diese Art extrem gefährdet ist. Es existieren nur noch 150 bis 180 Tiere.

Das daraufhin von der ZGAP, dem Allwetterzoo und der WGA im Na Hang Nature Reserve initiierte Schutzprojekt, bemüht sich seitdem um den Erhalt der letzten Goldaffen.


Tonkin-Langur
Die fast ganz schwarz gefärbten Tonkin-Langurn (Trachypithecus francoisi) werden wegen ihres weißen „Bartes“ auch als Schnurbartlangurn bezeichnet. Der natürliche Lebensraum des Tonkin-Langurn besteht aus zerklüfteten mit tropischen Regenwald bewachsenen Karstgebirgen. Während in China noch mehrere tausend Tiere existieren, besteht die vietnamesische Population vermutlich nur noch aus 200 Tieren. Ein Teil davon kommt im Na Hang Nature Reserve vor und wird durch das Tonkin-Goldaffen Projekt mitgeschützt.

Hatinh-Langur
Der Hatinh-Langur (Trachypithecus f. hatinhensis) ist eine Unterart des Tonkin-Langurn und unterscheidet sich von ihm nur durch den bis hinter den Kopf verlängerten weißen „Bart“. Der erst 1970 beschriebene Affe war gleich nach seiner Entdeckung wieder verschollen. Erst zwanzig Jahre später - 1992 - wurde ein Exemplar auf einem Tiermarkt in der Nähe seines Vorkommensgebietes im nördlichen Zentralvietnam gefunden.

Die Ankunft etlicher beschlagnahmter Tiere im Endangered Primate Rescue Center lenkte die Art seit dem Jahr 1993 wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Die große Anzahl beschlagnahmter Hatinhlanguren ab 1996 zeigt, wie sehr die Art der Wilderei ausgesetzt ist, obwohl die Tiere durch das Gesetz streng geschützt sind. Der derzeitige Bestand der Art wird auf 600-800 Tiere geschätzt.

Für diese Art sind dringend weitergehende Habitatschutzprojekte notwendig, die aber aufgrund fehlender Gelder zur Zeit nicht umgesetzt werden können. Um den Hatinh-Langur dennoch erhalten zu können, suchen wir einen ÜberLebenspartner.


Goldkopf-Langur
Der Goldkopf-Langur (Trachypithecus f. poliocephalus) kommt ausschließlich auf der Insel Cat Ba vor, die in der weltberühmten Halong Bucht vor der vietnamesischen Küste liegt. Ein vermutetes Vorkommen auf dem nahe gelegenem Festland kann aufgrund der fortgeschrittenen Entwaldung inzwischen ausgeschlossen werden. Lange Zeit wurde angenommen, das noch mehrere hundert bis eintausend Tieren leben. Eine 2001 durchgeführte Untersuchung ergab, das nur 50 Tiere die intensive Wilderei überlebt haben. Damit ist der Goldkopf-Langur die bedrohteste Affenart und eine der seltensten Tierarten der Welt.

Im Jahr 2000 initiierten der Allwetterzoo, die WGA und die ZGAP unter Vorbereitung des EPRC im Cat Ba Nationalpark ein Projekt zur Rettung des Goldkopf-Langurn.


Panda-Langur
Mehrere Jahrzehnte galt der Pandalangur (Trachypithecus delacouri) als ausgerottet. 1992 wurde er von Jörg Adler - dem Direktor des Allwetterzoos - auf einer Expedition im zerklüfteten Karstregenwald des Cuc Phuong Nationalparks wiederentdeckt.

Neben der fortschreitenden Rodung der verbliebenen Lebensräume ist die Jagd die größte Bedrohung. Hierdurch schrumpfte der Bestand in den letzten 10 Jahren um mehr als die Hälfte. Heute leben nur noch 250 bis 300 Pandalanguren. Das EPRC züchtet von Wilderen beschlagnahmte Tiere und ist in den Schutz des Cuc Phuong Nationalparks und weiterer Gebiete involviert.

Sobald ausreichend finanzielle Mittel bereitstehen, soll ein umfangreiches Schutzprogramm begonnen werden. Ein ÜberLebenspartner kann durch eine gezielte Förderung den Pandalangurn vor der Ausrottung bewahren.


Silber-Langur
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Langurn, deren Vorkommen auf Karstgebiete beschränkt ist, umfasst der Lebensraum des Silber-Langurn (Trachypithecus cristatus) Küsten-, Mangroven-, und Flusswälder. Er ist über ganz Indochina verbreitet; kommt in Vietnam jedoch nur im Süden vor. Die Art gilt als gefährdet.


Pharye-Langur
Auch der Pharye-Langur (Trachypithecus phayrei) ist in seinem Fortbestand bedroht. Da ihren Gallensteinen eine medizinische Heilwirkung zugesprochen wird, werden sie häufig bejagt.


Schwarzer Langur
1998 wurde ein am ganzen Körper schwarz gefärbter Langur (Trachypithecus f. ebenus) vom EPRC beschlagnahmt. Erstmalig wurde dieser "Schwarze Langur" vor über 70 Jahren auf einer zoologischen Expedition in Laos beschrieben. Ein einziger Schädel, ein zugehöriges Fell und ein paar Notizen stellten bis dahin den einzigen Nachweis über die Existenz dieser Art dar.


Laos-Langur
Auch ein weißköpfiger Laos-Langur (Trachypithecus f. laotum) konnte beschlagnahmt und ins EPRC gebracht werden. Über die Verbreitung, Lebensweise und den Bedrohungsstatus beider Arten ist noch nichts bekannt. Die hier abgebildeten Fotos sind die ersten jemals publizierten Bilder.


Kleideraffen
Bis vor kurzem waren nur zwei Kleideraffenarten bekannt: der Schwarzfußkleideraffe (Pygathrix nigripes) in Süd-Vietnam und Kambodscha und der Rotfußkleideraffe (Pygathrix nemaeus) in Nord- bzw. Zentralvietnam, Laos und Kambodscha. 1997 wurde eine dritte, bisher unbekannte Kleideraffenart von Mitarbeitern des EPRC entdeckt.

Bei den Tieren, die graue Schenkel besitzen, war lange unklar, ob sie eine eigene Art, eine Unterart, oder nur eine Farbvariante der anderen Arten darstellen. Durch DNA-Analysen wurde nachgewiesen, dass die Tiere einer gänzlich neuen Art – dem Graufußkleideraffen (Pygathrix cinerea) – zugeordnet werden müssen.

Alle drei Arten sind von der Ausrottung durch den Menschen bedroht und benötigen weitergehende Schutzmaßnahmen. Ein ÜberLebenspartner kann den Startschuss für ein gezieltes Kleideraffen-Schutzprojekt geben.


Gibbons
Die einzigen in Vietnam vorkommenden Menschenaffen, sind der Schwarze-Gibbon (Nomascus concolor), sowie der Gelbwangen- und Weißwangengibbon (Nomacus gabriellae und -leucogenys). Die in den tropischen immergrünen Regenwälder lebenden Arten, sind von der Ausrottung bedroht. Im Gegensatz zu den anderen Affen Indochinas wird Gibbons kaum zur Herstellung traditioneller chinesischer Medizin nachgestellt. Gejagt werden sie trotzdem: Weil Gibbonbabys in ihrem Verhalten und ihren ersten Entwicklungsphasen eine große Ähnlichkeit mit menschlichen Kleinkindern haben, sind sie als rührende Haustiere begehrt..

Für den Weißwangengibbon sind bereits konkrete Schutzmaßnahmen geplant. Um diese umsetzen zu können, suchen wir einen ÜberLebenspartner.



Zurück zur vorherigen Seite
Seite:
1
2




Mitmachen:
Unterstützen Sie die Arbeit der WGA und ihre Artenschutzprojekte

Weitere Informationen über die Rettung dieser Affenarten erhalten sie in unserer
Projektinformationsbroschüre (pdf-Datei ca.540 KB):
Pdf - Download

Copyright @ WGA 1997-2015
Alle Texte und Bilder sind Eigentum der WGA
oder der jeweiligen Autoren